Sprachatlas - Die deutsche Sprache im Wandel - 2

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Dr. Brigitte Ganswindt
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Über 1000 Tonaufnahmen von der Schellack-Platte bis zur digitalen Aufnahme – ein wahrer Schatz für Sprachinteressierte
    © Steffen Böttcher
    Philipps-Universität Marburg Sprachatlas - Die deutsche Sprache im Wandel

    In Marburg befindet sich mit dem Deutschen Sprachatlas die größte Einrichtung zur Erforschung regionaler Sprachvarietäten des Deutschen. 1876 von Georg Wenker ins Leben gerufen, beinhaltet das Archiv des Sprachatlasses Fragebögen aus mehr als 50 000 Ortschaften, in denen Wenker und seine Nachfolger dialektale Unterschiede abgefragt, gesammelt und analysiert haben. Die Ergebnisse davon stehen im Digitalen Wenker-Atlas online zur Verfügung: Tausende von Fragebögen und Karten, über 1000 Tonaufnahmen von der Schellack-Platte bis zur digitalen Aufnahme – ein wahrer Schatz für Sprachinteressierte. Das Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas ist eine einzigartige Institution: Nur sie allein widmet sich ausschließlich und in dieser Intensität den sprachlichen Unterschieden des Deutschen, sowohl räumlich als auch zeitlich. Mit dem neuen, von der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur geförderten Langzeitprojekt „Regionalsprache.de“, kurz REDE, verschiebt sich der Fokus nun vom Erfassen der Basisdialekte in einem Archiv hin zur Erfassung und Auswertung der heute tatsächlich gesprochenen regionalen Varietäten der Sprache. Denn die Basisdialekte, wie sie von Georg Wenker noch zusammengetragen worden sind, spricht so im Alltag kaum mehr jemand. Vielmehr verändern Menschen ihre Sprache je nach Situation und Ziel der Kommunikation: Mit dem Vorgesetzten spricht man anders als mit der besten Freundin und beim Bäcker anders als beim Bewerbungsgespräch.

    Und auch in der digitalen Welt, in der immer mehr sprachbasierte Endgeräte in unseren Haushalt Einzug finden, verändert sich unser Kommunikationsziel. Mit “Alexa-”, “Siri-” und “Google-Endgeräten” kommunizieren wir wesentlich kürzer und zielgerichteter. Und diese Geräte sind darauf angewiesen, die regionalen Sprach-Varietäten zu verstehen und richtig zu verarbeiten. Tatsächlich laufen Smarthomes und Navigationssysteme im Auto ohne die Forschung hier in Marburg sehr viel unzuverlässiger. Die digitalen Dienstleister, die uns im Alltag per Spracherkennung unterstützen, sind darauf angewiesen, eine riesige Zahl regionaler Varietäten zu erkennen und zu verstehen. Die Daten dafür stammen zum Beispiel aus dem „REDE SprachGIS“, aus einem auf sprachliche Aspekte ausgerichteten geografischen Informationssystem.

    Auch die Forensik, also die technische und wissenschaftliche Untersuchung von Verbrechen, nutzt diese Forschung hier am Institut. Der Deutsche Sprachatlas arbeitet in der forensischen Spracherkennung immer wieder eng mit dem Bundeskriminalamt zusammen und war bereits an der Lösung von Kriminalfällen beteiligt. „Angenommen, Sie erhalten einen Erpresseranruf“, beschreibt Dr. Brigitte Ganswindt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Projekt. „Da könnte man anhand der Regionalismen in der Sprache schon einmal herausfinden, wo der Erpresser herkommt.“

    Der Deutsche Sprachatlas und das REDE-Projekt – so groß wie die Zahl der archivierten Datensätze ist auch ihr Nutzen: Von der Liebhaberei über die Forschung bis hin zur Verbrechensaufklärung, in Marburg vereinen sich Forschung und Alltag zu einem der spannendsten Projekte der Sprachforschung.

    Darum studier' ich in Hessen

    Ich habe mich für Marburg entschieden, weil es ein sehr intimer Studienort ist. Hier lernt man sich untereinander gut kennen und lieben - unabhängig vom Studiengang. Marburg ist ein großes Dorf und das gefällt mir besonders!

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