Mobilitätsdesign - Gut bedeutet unsichtbar - 2

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Annika Storch, Diplomdesignerin, geht der Frage nach „Wie komme ich von der Bushaltestelle vor meiner Haustür in Offenbach in ein kleines Dorf hinter Berlin?“
    © Steffen Böttcher
    Hochschule für Gestaltung Offenbach Mobilitätsdesign - Gut bedeutet unsichtbar

    Denn hier bewegen sich täglich gigantische Menschenströme durch ein Netz aus Wegen, Schildern, Automaten, Treppen und Bahnsteigen. Alles muss schnell und reibungslos gehen, im besten Falle rein intuitiv. Muss ich erst darüber nachdenken, in welche Richtung ich nach dem Aussteigen aus der U- oder S-Bahn gehen muss, stehe ich den nachfolgenden Passagieren im Weg. Und trifft der Strom der Aussteigenden auf den Strom derer, die dringend noch die Bahn erwischen müssen, entsteht Chaos. Mit solchen Situationen befasst sich das OIMD (Offenbach Institut für Mobilitätsdesign) an der Hochschule für Gestaltung Offenbach am Main, bestehend aus den Lehrgebieten Urban Design und Integrierendes Design. Hier stellt man sich die Frage, wie über Gestaltungsentscheidungen, das Verhalten und Empfinden von Verkehrsteilnehmer*innen positiv beeinflusst werden kann.

    Julian Schwarze, der gerade in den letzten Zügen seiner Dissertation steckt, beschäftigt sich hauptsächlich mit Mobilitätdesign, und dabei konkret: „Wie kann ich öffentliche Räume wie zum Beispiel eine S- oder U-Bahn Station so gestalten, dass die Menschen sie nutzen und sich darin auch wohlfühlen?“ Urban Design und integrierendes Design hat also nicht primär mit der stylischen Verschönerung des städtischen und ländlichen  Raumes zu tun, sondern ganz konkret damit, Probleme zu lösen und Abläufe zu vereinfachen. Viele Millionen Menschen sind täglich auf dem Weg zur Arbeit und wieder zurück. Auf diesen Strecken könnte ein flüssiger und sicherer Übergang auch völlig unterschiedlicher Mobilitätsformen wie Auto, U-Bahn und E-Scooter zukünftig unmittelbar und flexibel erfolgen. Dadurch würde sich die Nutzung von gemeinsam geteilten Verkehrsmitteln extrem vereinfachen und dies hätte wiederum eine Entlastung des öffentlichen Verkehrsnetzes zur Folge.

    Aber auch längere Strecken stehen im Fokus. Annika Storch, Diplomdesignerin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am OIMD (Offenbach Institut für Mobilitätsdesign) im Lehrgebiet Urban Design an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main und geht der Frage nach „Wie komme ich von der Bushaltestelle vor meiner Haustür in Offenbach in ein kleines Dorf hinter Berlin?“ Dazu werden zahlreiche Daten erhoben und ausgewertet. Ein Fokus lag auf der Analyse der S- und Bahn-Station Hauptwache in Frankfurt. „Dort konnte man ganz gut sehen, was alles schief laufen kann“, lacht Annika. Die Station ist hochfrequentiert und extrem verwinkelt. Es fahren verschiedene S-Bahn und U-Bahn-Linien in unterschiedliche Richtungen und es gibt viele Ebenen und Ausgänge. „Personen ohne Ortskenntnis finden sich hier kaum zurecht.“ Zuerst musste also analysiert werden, warum die Leute sich nicht zurechtfinden.

    Man untersuchte den Bewegungsfluss, die Wartebereiche, die Sitzmöglichkeiten, analysierte Lichtzonen und erarbeitete aus diesen Erkenntnissen Konzepte für ein intuitives Leit- und Orientierungssystem. Eingebettet in eine Orientierungshierarchie aus Architektur, Licht und Detailinformationen entwickelten sich unterschiedliche studentische Konzepte: Tageslicht leitet Menschen, leicht verständliche Leitsysteme verbessern die Orientierung und die Architektur zeigt an, wo man hin muss. Der Austausch der Designerinnen mit den Ingenieurinnen der Deutschen Bahn und des Rhein-Main-Verkehrsverbundes blieb nicht ohne Folgen. So wurde ein Vorschlag der Designer*innen bereits umgesetzt. Ein Informationswürfel direkt am Eingang der S-Bahn Station Offenbach Marktplatz zeigt nun die Abfahrtszeiten der einzelnen Züge und Busse. „Und was ganz spannend ist“, freut sich Julian: „Das hat sich zu einem öffentlichen Raum entwickelt, in dem sich Leute aufhalten!“ Weil sie bereits hier wissen, wann und wo ihre Bahn abfährt, und nicht erst am Gleis, gönnen sich die Menschen hier oft noch eine kleine Verschnaufpause. Dies führt zu einem angenehmeren Aufenthalt im ÖPNV. Mobilitätsdesign in Offenbach – das ist Theorie und Praxis in einem, das ist der Verkehr, der das Leben schöner macht. Hier wird das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden und für eine bessere Zukunft gesorgt!

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    Die HFG bietet viele Freiräume und ein interdisziplinäres Studium. Das ist nicht immer einfach, ermöglicht aber einen kritisch-reflektiven Umgang mit sich selbst, der eigenen künstlerischen Praxis und den Institutionen in denen man sich bewegt.

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