Mit Morpheus Söhnen im Keller - 2

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    © Oliver Zarski
    Frankfurt University of Applied Sciences Mit Morpheus Söhnen im Keller

    Das Projekt High Life im Studiengang Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences

    Für die Studierenden läuft ‚High Life‘ über drei Semester im Rahmen des Schwerpunkts ‚Kultur und Medien‘. Dabei werden sie in verschiedenen künstlerischen Medien ausgebildet und lernen Methoden kennen, um die Teilnehmer anzusprechen und vor allem langfristig zu motivieren. Im Anschluss leiten sie selbständig Workshops, zum Beispiel in Malerei oder kreativem Schreiben, aber auch für die Produktion von Theaterstücken, Videos oder eben selbstgeschriebenen Songs. Aktuell gibt es solche Workshops in neun Frankfurter Einrichtungen der Drogenhilfe. Insgesamt haben die Studierenden bisher mit rund 200 aktiven oder ehemaligen Drogennutzern künstlerisch-musikalisch zusammengearbeitet. Ihr Ziel ist es, der Öffentlichkeit die Lebenswelten, Probleme, Gedanken und Hoffnungen der Menschen zugänglich zu machen. Das Projekt führte in 2016 und 2017 jeweils zu einer Audio-CDs und Aufführungen im Gallustheater. Doch es geht dabei um wesentlich mehr: „Kunst und Musik lassen die Menschen ein Gemeinschaftsgefühl erleben, sie entdecken Interessen, entwickeln dort ihre Fähigkeiten und werden gestärkt“, sagt Prof. Ulrike Pfeifer, die selbst seit vielen Jahren Bass in einer Band spielt. Das sei insbesondere in diesem Umfeld wichtig: „Meist betrifft das Menschen, die nicht so funktionieren, wie es die Gesellschaft erwartet – sei es in der Schule oder im Berufsleben“, berichtet Karla Raab, die zunächst als Studierende und inzwischen als Tutorin im Projekt dabei ist. „Im Spiegel sehen sie vor allem ihre Probleme und Schwächen“, schilderten ihr mehrere Teilnehmer. „Wir möchten sie aktivieren und ihr Selbstvertrauen stärken, damit sie ihr Leben mehr selbst in die Hand nehmen". Letztlich ginge es darum, den Teufelskreis negativer Erwartungshaltungen zu durchbrechen: Denn auch andere trauen ihnen nicht viel zu.

    Schubladen leeren, Vorbehalte abbauen

    Das stellten Karla Raab und ihr Kommilitone Robin Mars auch bei sich selbst fest: „Mir wurde im Projekt klar, dass ich vorher eine riesige Schublade voller Vorurteile hatte“, erinnert sich Robin. „Ich habe mich vor Junkies geekelt und sie nur auf ihren Drogenkonsum reduziert.“ Jetzt ist er einmal die Woche mit Morpheus Finest im Proberaum, beobachtet, wie die Musiker miteinander umgehen und Konflikte lösen. Und davon gibt es einige: „Wir sind fünf Personen, die unterschiedlicher nicht sein können – aber in der Musik sind wir uns am Ende immer einig“, so Andi K. Jeder müsse sich dabei zurücknehmen, Entscheidungen werden nach dem Mehrheitsprinzip gefällt. Der ‚demokratischen Diktatur‘, wie Andi sagt. Die Band ist das einzige, das den früheren Münchener am Main hält. „Es ist das Wichtigste für mich und die Jungs sind meine zweite Familie geworden.“

    Alle seine Beobachtungen notiert Robin Mars in einem Tagebuch und wertet sie in seiner Projektarbeit aus. Zudem entwickelt er mit der Band ein Musikvideo zu ihrem zweiten eigenen Song „Introduce‘. Hierzu schreiben sie zusammen das Drehbuch, filmen die Szenen und schneiden das Material anschließend an der Frankfurt UAS. „Das Projekt hat meine alten Denkweisen auf den Kopf gestellt.“ Seine Schublade hat er ausgemistet. Die Arbeit mit suchtbelasteten Menschen kann er sich inzwischen auch für die Zeit nach dem Studium vorstellen. „Es gibt mir unglaublich viel und macht riesigen Spaß.“ Das spüren auch die Musiker von Morpheus Finest: „Robin ist ein echter Engel, er ist für uns wichtig – und wir auch für ihn“, sagt Drummer Andi.

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