Blick in die Zukunft auf gesellschaftlichen Wandel - Klimagerechtes Bauen -1

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    © Steffen Böttcher
    Hochschule RheinMain Blick in die Zukunft auf gesellschaftlichen Wandel - Klimagerechtes Bauen

    Die Menschen setzen sich aufs Rad, immer mehr auch ins Elektro-Auto, sie konsumieren nachhaltiger und leben bewusster. Und so, wie die Notwendigkeit, auf diese neue Realität zu reagieren, bei der Bevölkerung ankommt, macht man sich auch in der Architektur seit vielen Jahren Gedanken darüber, wie sie in der Zukunft auf all diese Veränderungen reagieren kann.

    Der Blick wird sich in Zukunft immer mehr auf ein Bauen im Bestand richten. Denn viele Häuser sind hier bei uns in Deutschland während der Nachkriegszeit gebaut worden und kommen nun in die Phase, in der sie durch größere Modernisierungsvorhaben in die Zukunft gebracht werden müssen. Mit dem Bauen im Bestand bietet sich die Chance, bestehende Architektur zukunftsfähig zu gestalten. Denn die Nutzung vorhandenen Bestands schont Ressourcen, reduziert den CO2-Verbrauch und optimiert vorhandene Architektur energetisch sinnvoll. Das bedeutet Sanierung, Revitalisierung, Weiterbauen mit Rücksicht auf Bestehendes. Auch wenn es in manchen Städten wegen des dortigen Wohnungsmangels noch notwendig sein wird, neue Baugebiete zu erschließen und zu besiedeln: Heute ist Stadtentwicklung vor allem Innenentwicklung, Verdichtung, Stadtreparatur, kurz: der Erhalt und die Verbesserung bereits bestehender Gebäude und Strukturen.

    Einer, der sich auf diesem Gebiet besonders viele Gedanken macht, ist der Architekt Prof. Sascha Luippold. Sein Fachgebiet ist Entwerfen und klimagerechtes Bauen im Fachbereich Architektur und Bauingenieurwesen an der Hochschule RheinMain (HSRM) in Wiesbaden. Bereits seit 2014 lehrt und forscht Prof. Luippold an der Hochschule und möchte gemeinsam mit den Studierenden Architektur zukunftsfähig gestalten. “Architektur denkt in generalistischen Prozessen und wirkt so bei der Beantwortung von vielen gesellschaftlichen Fragen mit“, beginnt er unser Gespräch. “Die Flächeneffizienz, Klimaanpassungsmaßnahmen und der Umgang mit endlichen Ressourcen sind unsere wichtigsten Aufgaben in den Denkprozessen um zukunftsfähige Architektur”, erklärt uns der Architekt. „Wir müssen zukünftig Gebäude suffizienter nutzen und Ressourcen mehr in Kreisläufen denken. Das bedeutet auch, die bereits bestehenden Gebäude nicht nur unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten zu verstehen sondern sie genauso als Raum- und Materialressource zu begreifen und wo nötig stärker zu verändern. Dieser architektonische Transformationsprozess“, betont Prof. Luippold, „muss die Architektur neben der notwendigen klimatischen Adaption vor allem auch an die sozialen Veränderungen anpassen. Deshalb sollten alte Gebäude nicht einfach nur gedämmt werden, um sie energieeffizienter zu machen, mitunter müssen auch die Grundrissstrukturen überdacht werden um sie nachhaltiger und ggf. flexibler nutzen zu können oder versteckte Erweiterungs- und Nachverdichtungspotentiale aufzudecken“.

    „Architektur schafft Lebensraum, und Lebensraum ist das Gefäß, in dem Gesellschaft stattfindet,” fasst Prof. Luippold zusammen warum er Architektur als Gesellschaftsdisziplin begreift. “Deshalb ist es wichtig, die Studierenden mit möglichst vielen Kompetenzen auszustatten, die auch viele andere Bereiche links und rechts des eigentlichen Fachgebietes mitdenken. Denn auch zukünftige Tranformationsprozesse, die wir jetzt noch gar nicht kennen, werden wieder neue Herausforderungen an uns Architekten stellen.”

    Die Architektur der Zukunft geht kompakt mit Raum und sparsam mit Ressourcen um, wird über ihren gesamten Lebenszyklus klimapositiv sein, sich selbst mit Strom versorgen und Wärme erzeugen können. Und dies nicht als aufgesetzte Applikation, sondern als immanenter Bestandteil der Architektur. Gebäude werden nicht nur untereinander kommunizieren können, sondern durch intelligente Anwendungen auch mit ihren Bewohner und Bewohnerinnen. Gleichzeitig werden sie sich dabei auf das technisch absolut notwendige konzentrieren und, wo immer möglich, passive Strategien den Aktiven vorziehen. Dabei wird das Fachwissen der Architekten und Architektinnen wichtig sein, vor allem werden aber ihre generalistischen Kompetenzen zum eigentlichen Schlüssel.

    Die Architektur muss sich den gesellschaftlichen Veränderungen anpassen, insbesondere dem Klimawandel. Das Bauen im Bestand bietet dabei die Chance, Ressourcen zu sparen und bestehende Architektur zukunftsfähig zu gestalten.

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