Blick in die Zukunft auf gesellschaftlichen Wandel - Klimagerechtes Bauen - 3

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    © Steffen Böttcher
    Hochschule RheinMain Blick in die Zukunft auf gesellschaftlichen Wandel - Klimagerechtes Bauen

    Denn die internationale Exkursion nach Ghana war der Abschluss eines dreisemestrigen Studienprojektes im Fachbereich Architektur und Bauingenieurwesen. In Kooperation mit Grow Colourful Ghana sowie mit den ghanaischen Partnerorganisationen Bamboo for Integrated Development Ghana, Advocates for Biodiversity Conservation und der International Bamboo and Rattan Organization sowie der lokalen Bevölkerung in Somanya wurde nun vor Ort der Grundstein für dieses ambitionierte Projekt gelegt. 17 Bachelor- und Masterstudierende aus den Studiengängen Architektur, Bauingenieurwesen und Baukulturerbe reisten vergangenes Wintersemester für einen Monat nach Ghana, um in einem 14-tägigen Hands-on-Workshop die erste Bauphase für das Bambusschulungszentrum tatkräftig zu starten und ihr in Deutschland gesammeltes Wissen dort praktisch umzusetzen. Bambus und Lehm sind in Ghana recht gängige Baumaterialien, die als nachwachsende bzw. natürlich vorkommende Rohstoffe umweltfreundlich und dem dortigen Klima gut angepasst sind. „Doch leider haben diese nachhaltigen Materialien dort gegenwärtig ein Imageproblem“, erklärt uns Prof. Luippold. Blech, Stahl und Beton stehen entsprechend der internationalen Vorbilder aus den Industrieländern weit höher im Kurs, dabei bringen die ursprünglichen Materialien alles mit, was es für ein nachhaltiges Bauen braucht. „Da bereichert es nicht nur die Erfahrung der Studierenden , wenn sich eine europäische Hochschule für die ortstypischen traditionellen Bauweisen und nachwachsenden Rohstoffe interessiert“, betont Prof. Luippold. Denn das Interesse aus Europa werte die traditionellen Baustoffe auch lokal wieder deutlich auf. „So kann dort ein Umdenken angestoßen und ein kritischerer Blick auf Beton und Stahl entwickelt werden.“ Ein Umdenken war aber auch auf deutscher Seite nötig. „In Ghana wurden Baumaterialien wie die Bambusrohre nicht vorbehandelt, sortiert und klassifiziert.“ So konnten die angehenden Architektinnen und Architekten ihre Pläne nicht wie geplant umsetzen. „Wir mussten unsere Konstruktionen der Ungenauigkeit des Materials anpassen.“ Gerade solche Erfahrungen sind ein Gewinn für die Studierenden. Mit Realitäten und praktischen Zwängen zu operieren wie es im Hörsaal eben nicht stattfinden kann.

    „Es ergaben sich tolle Lerneffekte“, sieht Prof. Luippold das Projekt auch heute noch positiv. „Die größten Fortschritte machen wir, wenn wir aus eigenen Fehlern lernen.“ Das hat sich bereits beim Bau des Testpavillons auf dem Gelände der Hochschule gezeigt. Hier führten kurzfristige Planungsänderungen zu Schwierigkeiten, die man besser durchdenken hätte müssen, etwa bei der Dachkonstruktion oder beim Sockel. „Aber genau deshalb haben wir ihn ja hier auf dem Gelände der Hochschule gebaut, um das Ergebnis auch längerfristig bewerten zu können“, so Prof. Luippold.

    Auch seine Studierenden sind heute noch begeistert von ihrer Zeit in Ghana. „Das war der beste Monat meines Lebens“, schwärmt Jane, die demnächst mit ihrer Masterthesis startet. „Ja“, ergänzt Annika. „Die Menschen dort strahlen eine intensive Lebensfreude aus und gaben sie an uns weiter!“ Das ist nicht nur fachlich bereichernd, sondern vor allem auch menschlich. „Und man wird demütig“, ergänzt Nikolai nachdenklich. „Wenn man wieder nach Deutschland zurückkommt, merkt man, dass die Probleme, die man hier hat, mitunter doch recht klein sind.“ Eine Erkenntnis, die bei den jungen Studierenden Handeln nach sich zieht: ein zukunftsorientiertes Handeln, hin zu einer nachhaltigeren und besseren Welt.

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