Experimentierfreude im Getränkelabor - 3

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Prof. Dr. Ralf Schweiggert
    © Steffen Böttcher
    Hochschule Geisenheim University Experimentierfreude im Getränkelabor

    Die Entwicklung neuer Fruchtsäfte und fruchthaltiger Getränke scheint also lohnend, denn der Markt ist groß. Sie erfordert aber – nicht nur durch die strengen Auflagen der europäischen Getränkeverordnung – eine umfassende Forschung und Entwicklung. Das Institut für Getränkeforschung der Hochschule Geisenheim übernimmt hierbei die wichtige Rolle der wissenschaftlichen Arbeit. Hier werden nicht nur physikalisch-chemische Charakterisierungen alkoholfreier und alkoholischer Getränke vorgenommen, auch die Anwendung neuer technologischer Verfahren sowie die analytische Methodenentwicklung stehen hier im Fokus. Die Hauptarbeitsgebiete sind neben Produktqualität und Sensorik die technologische Beeinflussung von Getränkeinhaltsstoffen und ernährungsrelevanten Sekundärstoffen.

    Damit ein funktionales Getränk für den Sport eine medizinische Wirkung hat und trotzdem schmeckt, muss viel daran geforscht werden. Sina Quenzer macht genau das: Für ihre Masterarbeit am Lehrstuhl von Prof. Dr. Ralf Schweiggert, dem Leiter des Instituts für Getränkeforschung hier in Geisenheim, hat sie in Kooperation mit Eckes-Granini einen Saft entwickelt, der antioxidativ wirken soll und gleichzeitig richtig lecker schmeckt. Kein einfaches Unterfangen, denn phenolische Verbindungen, die antioxidativ wirken, haben einen unschönen Nebeneffekt: Sie hinterlassen einen leicht pelzigen, manchmal auch bitteren Geschmack auf der Zunge. Für Sina Quenzer war Aronia wegen der hohen antioxidativen Wirksamkeit eines der wichtigsten Bestandteile. Aronia, auch bekannt als Apfelbeere oder Schwarze Eberesche, ist eine Frucht, die von einem in Nordamerika und Europa beheimateten Strauch namens Aronia melanocarpa stammt.

    Die Beeren sind klein und dunkelviolett bis schwarz und haben einen herb-sauren Geschmack. Aroniabeeren sind reich an Antioxidantien, Vitaminen und Mineralien und werden aufgrund ihrer gesundheitlichen Vorteile wie der Unterstützung des Immunsystems und der Senkung des Cholesterinspiegels gern als Nahrungsergänzung eingesetzt. Im nächsten Schritt galt es, weitere Früchte zu suchen, die mit der Aronia kompatibel waren und den Polyphenolgehalt nicht zu weit nach unten drücken. „Die rote Traube hat gut gepasst, und damit alles noch fruchtiger wird, haben wir noch Maracuja dazu genommen.“ Am Ende standen nach den sensorischen Tests eines Fachpanels hier am Institut drei Rezepturen fest, die dann in größerem Maßstab an 160 Studierenden verköstigt wurden. Für den Gewinnersaft haben sich rund 50 % der Testenden entschieden. Würde Eckes-Granini den Saft nun in Produktion geben, könnte er binnen Jahresfrist in den Regalen stehen.

    Sina Quenzers Augen strahlen, wenn sie von ihrer Getränkeentwicklung erzählt. Sie liebt es, mit den verschiedenen Inhaltsstoffen zu experimentieren, und sollte das Produkt am Ende wirklich irgendwann einmal in einem Getränkemarkt stehen, würde sie das stolz machen.

    Überhaupt ist die Kooperation zwischen Eckes-Granini und der Hochschule Geisenheim eine perfekte Win-Win-Situation. „Wir sehen immer wieder, wo noch Bedarf nach solchen Produkten besteht. Und wenn diese Produkte dann auch noch wissenschaftlich fundiert sind, ist das umso besser“, erzählt uns Dr. Volker Herdegen begeistert, der seit 2000 für Eckes-Granini tätig ist. Deshalb kam das Unternehmen auch auf Sina Quenzer zu, um ihr nach ihrem Werkstudium eine Masterarbeit im Haus anzubieten – für Sina eine großartige Chance. Denn so, wie die Hochschule Geisenheim in der Industrie einen exzellenten Ruf genießt, weiß man auch um die hervorragenden Chancen, die Eckes-Granini den Studierenden bietet. „Etwa die Hälfte der Studierenden fragt aktiv nach Kontakten zu Unternehmen“, berichtet Prof. Schweiggert. „Und mit Eckes-Granini haben wir einfach immer sehr gute Erfahrungen gemacht.“ Und mit den sehr guten Kontakten in die Getränkebranche, mit den breit aufgestellten Forschungstätigkeiten, die weit in die Praxis hineinreichen, sieht auch die Zukunft der Absolventen und Absolventinnen hier sehr vielversprechend aus.

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