Bio fängt beim Boden an - 3

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    © Steffen Böttcher
    Hochschule Geisenheim University Bio fängt beim Boden an

    Der Klimawandel bringt im Weinbau – wie überall – große Probleme mit sich. 2003 war das erste Jahr, in dem viele Winzer merkten, dass sich das Klima änderte. „Als im August die Blätter fielen und die Trauben stärker besonnt waren“, erinnert sich Prof. Stoll, „verfärbten sie sich Richtung Sonnenbrand.“ Die Zuckerkonzentration in der Beere ging durch die Decke, der Alkoholgehalt wurde zu hoch. Da war dem Winzer klar, dass etwas passieren musste. Wie bewirtschafte ich die Weinberge unter den sich ändernden klimatischen Bedingungen? Wie bearbeite ich den Rebstock? Wie pflege ich den Boden? Das sind wichtige Fragen, die sich angesichts des Klimawandels stellen. Und um das auch wissenschaftlich nachweisen zu können, entstand das in Geisenheim entwickelte WeinbergFACE. Hier wachsen Reben unter einer erhöhten Kohlendioxid-Konzentration in Freilandbedingungen. Damit wird eine Atmosphäre erzeugt, wie sie im Jahr 2050 herrschen könnte, wenn sich die Konzentration des Kohlendioxids (CO2) um 20% erhöht. Dann wird gemessen, analysiert und mit der Kontrollgruppe – dem normalen Umfeld – verglichen.
    Die ersten Ergebnisse sind nicht überraschend. Bekommt eine Pflanze mehr CO2, dann wächst sie stärker. Ein höherer Ertrag, bedingt durch größere Beeren, bei gleicher Zuckerkonzentration in der Beere, das ist doch gut, oder nicht? Nein, warnt Prof. Stoll. Eine höhere Biomasse bedeutet auch einen höheren Wasserverbrauch und das kann zu höherem Wassermangelstress führen, falls sich die Niederschlagsintensität und die Niederschlagsverteilung im Zuge des Klimawandels ebenfalls ändern. Wachsen die Beeren durch ihre Größe dichter beieinander und werden die Trauben dadurch kompakter, so sind sie außerdem anfälliger für Krankheiten wie z. B. Pilzbefall. Die Pflege der Reben wird intensiver. Der Klimawandel bedeutet also eine Anpassung in der Bewirtschaftung der Weinberge. „Wir beantworten diese Fragen nicht nur“, erklärt Prof. Stoll, „wir versuchen auch, Lösungen zu schaffen.“ Die Ergebnisse der Forschung gibt er in einem engen Netzwerk der Universitäten und Hochschulen weiter, aber auch direkt an Winzer. „Widerstandsfähige Rebsorten, die weniger Pflanzenschutz benötigen und mit dem veränderten Klima ebenfalls zurechtkommen, können einen weiteren Lösungsansatz liefern“, so Stoll. 
    Das nächste große Projekt, das von Prof. Dr. Claudia Kammann und Prof. Stoll an der Hochschule in Geisenheim initiiert wurde, ist eine Agro-Photovoltaikanlage über den Rebzeilen. Diese liefert neben einem passiven Schutz der Reben auch dezentral Energie für die Bewirtschaftung des Weinbergs selbst oder darüber hinaus für andere Nutzer. „Wenn das so ganzheitlich umgesetzt werden würde, wie wir uns das vorstellen, so haben wir bald so viel Energie, dass wir damit auch einen Sekt kühlen könnten, mit dem wir auf dieses Zukunftsprojekt anstoßen“ so Prof. Stoll mit einem Lächeln im Gesicht.

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