Lebensqualität in Großwohnsiedlungen - 3

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Nun gilt es aber, diese Großwohnsiedlungen zukunftsfähig zu machen.
    © Steffen Böttcher
    Frankfurt University of Applied Sciences Lebensqualität in Großwohnsiedlungen

    Das wird auch an der Frankfurt University of Applied Sciences gelehrt. Gerade in der Lehreinheit Architektur gilt es nicht nur, neue, umweltfreundliche, energieeffiziente Gebäude zu planen und zu entwerfen, sondern auch, den Bestand klimafreundlicher zu gestalten. „Über die Hälfte aller Mietwohnungen in Deutschland liegen in Mehrfamilienhäusern von 1949–1978“, weiß Prof. Dr.-Ing. Natalie Heger.

    Die Architektin arbeitet unter anderem im Forschungslabor Nachkriegsmoderne, das sich genau mit diesen Gebäuden befasst: Wie können Großwohnsiedlungen an modernste Standards angepasst werden und dabei dennoch ein lebens- und auch preiswerter Wohnraum bleiben? Aber auch die Stadtplanung gehört zu ihrem Lehrgebiet, und diese trägt auch viel zum Klimaschutz bei. Grünflächen, Recycling, Versickerung, Verschattung und neue Mobilität – all das spielt hier eine Rolle. Rund 1000 Studierende umfasst die Lehreinheit Architektur hier an der Hochschule, und im Projekt „Lebensqualität in Großwohnsiedlungen“ werden sie von Prof. Heger vor eine neue Herausforderung gestellt: „Die Studierenden dürfen in meinem aktuellen Entwurfsprojekt kein Material kaufen“, lacht sie. „Sie müssen alle Modellbaumaterialien wiederverwenden, die es hier in der Werkstatt gibt.“ Denn Nachhaltigkeit fängt schon in der Planung an: „Jedes Semester werden so viele Modelle gebaut, und viele davon landen anschließend im Müll.“ Sie seufzt. „Das ist wirklich eine Verschwendung.“ Das ändert sich nun, und dabei lernen die Studierenden nicht nur viel über Nachhaltigkeit und Klimaschutz, sondern auch darüber, offen zu sein. Wenn man bei den Materialien für sein Modell improvisieren muss, eröffnet sich einem oftmals auch ein völlig neuer Blickwinkel auf die Aufgabenstellung.

    So entstand zum Beispiel ein Gemeinschaftsmodell aus lauter unterschiedlichen Materialien, die gesammelt und verarbeitet wurden. Dabei wurde im Modell erkennbar, was in Wirklichkeit schon längst gang und gäbe ist: wie divers der Stadtraum nämlich ist. Architektur erfordert Flexibilität, Zusammenarbeit und den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. „Man bedenkt hier alle Ebenen“, bestätigt die Architektin. Das macht es auch so spannend, was die Studierendenzahlen unterstreichen. „Man muss visionär sein und weit vorausdenken.“ Und lernen zu improvisieren: „Nachhaltigkeit war für mich in den 90ern schon ein Thema“, lacht Prof. Heger. „Wir haben immer Materialien wiederverwertet. Der Geldbeutel war schmal!“ Gleichzeitig lernt man auch einen neuen Blick auf seine Umgebung: „Schaut genauer hin“, fordert Prof. Heger ihre Studierenden auf. „In jeder Stadt gibt es so viel Spannendes zu entdecken!“ Klimaschutz, Design, Soziologie, Stadtplanung, und bei allem steht immer der Mensch im Mittelpunkt. Wer hier an der Frankfurt University of Applied Sciences Architektur studiert, erweitert seinen Horizont und nimmt aus der Vergangenheit das mit, was die Zukunft gestaltet.

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