Virologie in Marburg - 2

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    © Steffen Böttcher
    Philipps-Universität Marburg Virologie in Marburg

    Alles, was es draußen vorzubereiten gibt, wird auch dort vorbereitet. Bei der Forschung an infizierten Zellen werden die Zellen ausgesät, Reaktionsgefäße für die Virusverdünnung werden vorbereitet und vieles mehr. Dazu gibt es ein ausführliches Protokoll, damit jeder Schritt genau durchdacht werden kann. Nichts darf fehlen, ist man erst einmal im BSL-4-Labor. Denn wenn man doch etwas vergessen hat, braucht es schon einen netten Kollegen, der einem das dann über eine Schleuse hereinschickt. Darum geschieht die Vorbereitung schriftlich, oft auch nach dem Vier-Augen-Prinzip. Und auch das Verlassen des Labors geschieht unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen: Mehrere desinfizierende Duschen sind da Pflicht. Dr. Michael Klüver betont: „Wir haben da ein sehr ausführliches Protokoll, vor allem für die Inaktivierung von Proben, damit sichergestellt ist, dass die Proben, die man ausschleust, ungefährlich sind.“

    In Marburg, einem von nur vier Hochsicherheitslaboren in Deutschland, müssen nicht nur die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen geschützt werden. Auch der gute Ruf bei der Bevölkerung ist wichtig: „Man kann so ein Labor nicht betreiben, wenn die Bevölkerung dagegen ist“, erklärt Prof. Dr. Stephan Becker, Leiter des Instituts für Virologie in Marburg und Sprecher des LOEWE-Zentrums DRUID. In Marburg hat die Virologie allerdings einen Stein im Brett: Die Entdeckung des Marburg-Virus 1967 hat sie hier an diesem Standort massiv beeinflusst und den Schwerpunkt auf hochpathogenen Viren begründet: „Von Anfang an haben wir versucht, die Bevölkerung mitzunehmen: Was machen wir? Was ist das Risiko?“ Der Bevölkerung vor Ort war also von Anfang an klar, wie wichtig diese Forschung ist. Und das angesehene Hochsicherheitslabor ist ein Alleinstellungsmerkmal, das für Studierende höchst attraktiv ist!

    Sicherheit wird aber auch in der gesamten Ausbildung großgeschrieben. So wichtig es ist, sich beim Betreten des BSL-4-Labors an alle Protokolle zu halten, so wichtig ist dies auch im Studium selbst. Ehe man auf Sicherheitsstufe 4 praktizieren darf, arbeitet man sich zuerst einmal ein, zwei Jahre in Labors mit Sicherheitsstandards 1 bis 2 ein. An der Sterilbank übt man in dieser Einarbeitungszeit, wie man im umständlichen Sicherheitsanzug und mit drei Paar Handschuhen sicher arbeitet. Erst wenn das sitzt und auch das Forschungsprojekt passt, darf man ins Hochsicherheitslabor.

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    Und hat die Virologie Nachwuchsprobleme? Man sollte ja meinen, dass in Zeiten der Corona-Pandemie ein wahrer Ansturm auf dieses Fach herrscht. Anke Werner, Doktorandin der Virologie an der Philipps-Universität Marburg, ist da anderer Meinung: „Also, es gibt eindeutig viel zu wenig Virologen. Allein von der Diagnostik her. Es gibt so viele Bereiche, in die wir noch reinschauen müssten.“ Und das können freilich nur diejenigen, die schon über jahrelange Erfahrung verfügen. Ihr Kollege Dr. Michael Klüver, Postdoc am Institut für Virologie in Marburg, weiß auch: „Es ist auch wichtig, dass man von staatlicher Seite entsprechende Unterstützung hat, das heißt, dass man das auch alles finanzieren kann, was man so macht, was ja auch sehr gut läuft. Man merkt, dass es sinnvoll ist, da zu investieren.“

    Nicht nur die Finanzen müssen stimmen, sondern auch der Nachwuchs in der Virologie: „Ich denke“, überlegt Klüver, „früher oder später werden wir wieder eine ähnliche Pandemie haben. Vielleicht dann nicht mit einem Coronavirus, sondern mit einem anderen Virus.“ Und dann wäre es gut, auch personell gerüstet zu sein. Am besten mit Forschern und Forscherinnen an der Philipps-Universität Marburg.

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