Hat Kunststoff eine Zukunft? - 3

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    © Steffen Böttcher
    Hochschule Darmstadt Hat Kunststoff eine Zukunft?

    Klingt plausibel. Aber wäre es denn beispielsweise nicht auch zielführender, Kunststoffe zu entwickeln, die ohne fossile Rohstoffe auskommen?

    Ja, auch das ist denkbar und es gibt hier bereits viele Produkte und neue Ideen– auch hier im Institut. Ich sehe die möglichen Innovationen vor allem auf dem Gebiet biobasierter Kunststoffe, die über Mikroorganismen hergestellt werden, statt aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden, um nicht wertvolle Anbauflächen aus der Nahrungsmittelerzeugung herauszunehmen. Allerdings ist die Herstellung von Kunststoffen durch Mikroorganismen auf einige Kunststoffarten eingeschränkt. Generell ist es bei nachwachsenden Rohstoffen schwierig, eine gleichbleibende Rohstoffqualität zu gewährleisten und allen Anforderungen an Kunststoffe gerecht zu werden. Ich kann mir vorstellen, dass wir gerade bei den Mikroorganismen hier in fünf bis zehn Jahren ein ganzes Stück vorwärtsgekommen sind.

    Momentan entwickelt sich der Markt jedoch noch in eine andere Richtung. Hat man noch vor zwei-drei Jahrzehnten immer hochwertigere Kunststoffe für verschiedene Anforderungen entwickelt, geht man seitdem dazu über, wieder günstigere Kunststoffe zu verarbeiten und die Eigenschaften dieser einfachen Kunststoffe besser auszureizen. Auch das entspricht einem bewussteren Umgang mit dem Werkstoff und dient der Nachhaltigkeit.

    Sehen Sie denn in der 3D-Drucktechnik eine große Chance für den Werkstoff?

    In dem ganzen Thema liegt unglaublich viel Potenzial – unabhängig vom Werkstoff. Bei den Kunststoffen müssen wir zwar noch eine ganze Menge forschen, um an die gleichen Bauteileigenschaften heranzukommen wie bei den klassischen Urformverfahren, aber es hat einen unglaublichen Charme bei der Einzelteilherstellung. Das Verfahren ist allerdings momentan noch nicht so robust, das überall auf der Welt die gleiche Qualität auf der Basis der gleichen Daten, Materialien und Maschinen erreicht werden kann, es fehlen wichtige Verarbeitungsstandards. Da liegt noch eine Menge Arbeit vor uns.

    Das alles klingt nach großem Forschungspotenzial. Wirkt sich das auch auf die Chancen am Arbeitsmarkt aus? Ist Deutschland als Standort in der Kunststoffindustrie global überhaupt relevant?

    Schon allein historisch gesehen ist die Kunststoffindustrie in Deutschland von großer Bedeutung. Viele Entwicklungen wurden von hier aus vorangetrieben – die Entwicklung der Spritzgussmaschinen, der erste synthetische Kunststoff Bakelit, der Nobelpreis für Chemie an Hermann Staudinger für seine Entdeckungen auf dem Gebiet der makromolekularen Chemie. Mit dieser Historie hat sich eine sehr große Kunststoffindustrie entwickelt, die heute mit großen Namen in der Weltwirtschaft aufwarten kann. Natürlich sehen wir aber auch die Verlagerung der Märkte in Richtung Asien. Hier gibt es ein gewaltiges Wachstumspotenzial.

    Aber trotz dieses unglaublichen Potenzials ist das Interesse am Studium der Kunststofftechnik momentan nicht sehr hoch, was natürlich auch am Image des Werkstoffes liegt. Dabei liegt doch gerade hier die ganz große Chance, das System von innen heraus zu verändern und solche Ideen, wie wir sie eben angesprochen haben, zu verfolgen und den Werkstoff nachhaltiger zu machen. Wir brauchen vor allem Leute, die kreativ sind und etwas verändern wollen, und wir wollen diesen Leuten hier bei uns das Wissen und die Kompetenzen dafür geben.

    Ganz abgesehen davon finden Sie sich bei den Berufschancen im Bereich der Kunststofftechnik in einer traumhaften Situation wieder. Die Kunststoffindustrie bietet sichere und gut bezahlte Arbeitsplätze, und gut ausgebildete Ingenieure auf diesem Gebiet werden händeringend gesucht.

    Was für ein schönes Schlusswort. Ich danke Ihnen für das Gespräch!

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