Lernen von Insekten: Gelbe Biotechnologie - 1

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    © Jan Michael Hosan
    Justus-Liebig-Universität Gießen Lernen von Insekten: Gelbe Biotechnologie

    Das LOEWE-Zentrum für Insektenbiotechnologie & Bioressourcen (ZIB) an der Justus-Liebig-Universität Gießen

    Wenn Professor Andreas Vilcinskas über Maden, Totengräber und Motten redet, erinnert er an ein Kind im Süßwarenladen. Seine Augen strahlen vor Begeisterung und wissenschaftlicher Faszination zugleich. „Insekten sind die erfolgreichste Lebensform der Erde mit über einer Million verschiedener Arten“. Denn damit stellen sie mehr als die Hälfte aller bekannten Lebewesen auf dem Planeten. Der Erfolg kommt vor allem daher, dass sie sich an extreme Lebensbedingungen angepasst haben. Und dafür bedarf es außergewöhnlicher Eigenschaften und Fähigkeiten, die letztlich auch den Menschen nutzen könnten: „Jedes einzelne Insekt ist ein prall gefüllter Wirkstoffschrank, den wir zum Wohle aller öffnen wollen.“

    Genau daran arbeiten Vilcinskas und seine Kollegen Tag für Tag. Mit Mitteln der Hessischen Forschungsförderung entstand an der Justus-Liebig-Universität Gießen ein echtes Leuchtturmprojekt: Das LOEWE-Zentrum für Insektenbiotechnologie & Bioressourcen (ZIB) ist ein weltweiter Vorreiter im Bereich des jungen wissenschaftlichen Gebiets. ‚Gelbe Biotechnologie’ nennt Vilcinskas diese neue Disziplin, in Anlehnung an die Hämolymphe, die meist gelbe Flüssigkeit der Insekten. Die Anwendungsmöglichkeiten sind dabei genauso vielschichtig wie die Tiere selbst: Die Substanzen, die aus den Insekten oder ihren Mikroorganismen entnommen werden, eignen sich zum Beispiel für die Medizin, die Tierzüchtung, den Pflanzenschutz oder Lebensmittelbereich.

    Expertenpool für Innovation

    Die Gelbe Biotechnologie ist das zentrale Forschungsgebiet des Fraunhofer-Instituts für Bioressourcen, das in Gießen bis Ende 2018 aufgebaut wird und dessen Leitung ebenfalls Andreas Vilcinskas inne hat. In enger Zusammenarbeit mit dem ZIB soll das Institut das innovative und ökonomische Potenzial der Insektenbiologie weiter erschließen. Aus ursprünglich zehn Fraunhofer-Mitarbeitern im Jahr 2010 sind mittlerweile 85 geworden, die in Gießen Spitzenforschung betreiben. Neben den insgesamt rund 36 Millionen Euro an Fördergeldern von Land und Bund ist es Vilcinskas gelungen, umfangreiche Drittmittel einzuwerben. Der Pharmakonzern Sanofi investierte ebenso einen Millionenbetrag wie der Chemieriese Dow Chemical. Auch mit Kosmetikunternehmen und Vertretern anderer Branchen arbeitet das ZIB zusammen.

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