Leben im lebendigen Labor - 1

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    © Oliver Zarski
    Technische Universität Darmstadt Leben im lebendigen Labor

    Das Wohnexperiment ‚CUBITY‘ der Technischen Universität Darmstadt
    Wenn Klara Johanna Toews sich streckt, erreicht sie bequem alle vier Wände ihres kleinen Reichs. Nur 2 mal 2,3 Meter misst ihre Wohnzelle, plus weitere rund zwei Quadratmeter für Dusche und WC. Trotzdem spricht die junge Studentin der Soziologie von einem ‚wahnsinnigen Luxus’. „Wir haben zwei Waschmaschinen, einen Geschirrspüler, eine Fußbodenheizung und eine große Terrasse – und zahlen nur 250 Euro Miete im Monat“, schwärmt sie. In Frankfurt, einer der teuersten Städte Deutschlands, ist das fast schon spottbillig.

    Mit ‚Wir’ meint Klara Johanna sich und ihre elf Mitbewohner im ‚CUBITY’. So heißt der Wohnwürfel im Stadtteil Niederrad, hinter dem sich ein Forschungsprojekt des Fachbereichs Architektur an der Technischen Universität (TU) Darmstadt verbirgt. „Die Veranstalter des Solar Decathlons Europe 2014 in Versailles hatten unseren Lehrstuhl eingeladen, ein zukunftsweisendes Konzept für studentisches Wohnen zu entwickeln“, sagt Benjamin Trautmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Entwerfen und Gebäudetechnologie an der TU. Der Solar Decathlon ist ein internationaler Studierendenwettbewerb für Plusenergiehäuser, deren Energiebedarf ausschließlich über Solarstrom gedeckt wird. Prof. Anett-Maud Joppien und Prof. Manfred Hegger integrierten das Projekt in die Lehre: 45 Studierende erstellten Schnellentwürfe, die in einem internen Wettbewerb auf schließlich fünf Konzepte eingedampft wurden. Am Ende entschied sich eine Jury für den Entwurf mit dem Leitmotiv „Dorf im Haus“.

    Gemeinschaft im Fokus
    Die Idee dahinter: Private Rückzugsmöglichkeiten auf ein Minimum reduzieren und die gemeinsamen Aktivitäten in den Mittelpunkt stellen. Wie das in der Realität aussieht, wird schon beim Betreten von CUBITY deutlich: Das Zentrum ist ein freier Platz mit einem großen Esstisch, über dem mehrere Lampen für ‚Industrial Chic’ sorgen. Angrenzend, in einer Ecke des Hauses, ist die offene Küche untergebracht. Ein Putzplan, ein Einkaufswagen mit Pfandflaschen, Partyfotos der Bewohner – alles sieht aus wie in einer normalen WG. Was anders ist: Rund um den ‚Marktplatz’ befinden sich die privaten Kuben – zwölf an der Zahl, jeweils zwei übereinandergestapelt. Die Außenhülle der Kuben besteht aus Spanplatten, in deren Mitte ein hohes Fenster eingesetzt wurde – mit Blick auf den Gemeinschaftsbereich.

    Darüber hinaus hat jeder Kubus noch eine ‚semiprivate’ Vorzone. Bei Medizinstudentin Leonie Eichelbrönner stehen hier vor allem zahlreiche Uni-Ordner. Auch Jacken und Schuhe hat sie ausgelagert, ein großes Tuch mit einem bunten Elefanten sorgt für die richtige Stimmung. Leonie jedenfalls ist zufrieden. Der Clou sind die vielen Fächer in ihrem schmalen Bett. Sogar einen Schreibtisch zum Ausziehen gibt es dort drin. „Natürlich ist es etwas hellhörig“, sagt sie mit einem Zwinkern im Auge. „Aber man darf hier nicht zu empfindlich sein.“ Viele ihrer Freundinnen könnten hier nicht leben. Zu Spieleabenden kommen sie dagegen sehr gern in die WG.

    Weitere Informationen gibt es unter www.cubity.de.

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