Leben im lebendigen Labor - 2

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    © Oliver Zarski
    Technische Universität Darmstadt Leben im lebendigen Labor

    Das Wohnexperiment ‚CUBITY‘ der Technischen Universität Darmstadt

    Über mehrere Monate wurde das Konzept von CUBITY verfeinert. Die Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeiter der Technischen Universität Darmstadt waren in alle Planungsphasen eingebunden. Zudem gab es in vielen Bereichen Unterstützung von externen Partnern – zum Beispiel beim Energiekonzept von der TU Braunschweig. Ganz so wie es später im Berufsleben in Architektenbüros zugeht. Forschendes Studieren nennt sich dieser Ansatz. „Man lernt sehr schnell bei solchen Projekten, dass man ohne guten Zusammenhalt im Team keine Chance hat“, erinnert sich Elisa Stamm, die von Beginn an Teil von CUBITY war. Für sie selbst bleibt es unvergessen, als sie damals den fertigen Wohnwürfel in Versailles betreten durfte. „Ich glaube, das ist das Besondere an unserem Beruf – etwas vom ersten Strich auf dem Skizzenpapier bis zum Einzug der Bewohner zu begleiten.“

    „Von Anfang an war klar, dass es für das Gebäude eine Nutzung nach Versailles geben sollte“, sagt Benjamin, der später ins Projekt einstieg und Elisas Nachfolger als Projektleiter des Wohnexperiments wurde. Mit der Unternehmensgruppe Nassauischen Heimstätte Wohnstadt fand sich ein kompetenter Partner – mit einem passenden Grundstück. Das Studierendenwerk der Goethe-Universität Frankfurt übernahm die Vermietung. Da das Gelände später nachverdichtet werden soll, ist das gemeinsame Projekt aktuell bis Herbst 2019 angelegt.

    Wie viel braucht man wirklich?
    Temperierung, Lüftung, Wärmepumpe, Photovoltaikanlage: Das gesamte technische Equipment befindet sich in einer Einhausung, in einer Ecke des Gebäudes oder auf dem Dach. „Das Projekt wurde als Plus-Energie-Haus konzipiert“, erklärt Benjamin. Das heißt, CUBITY soll über das Jahr gesehen mehr Energie produzieren als die Bewohner verbrauchen. Das funktioniert aber nur, wenn der Energiebedarf gesenkt wird. „Der Begriff der Suffizienz war ganz entscheidend“, erklärt Benjamin. „Also die Frage: Wie viel brauchen wir wirklich zum Leben?“ Für Klara Johanna Toews ist die Antwort ganz klar: Weniger als man denkt. „Natürlich ist das Wohnen auf 7,5 Quadratmetern eine Herausforderung, aber absolut machbar.“

    „Außerdem kann man es sich mit Kleber richtig schön machen“, sagt die junge Studentin und zeigt lachend auf die Weltkarte und die vielen Leuchtsterne, mit denen sie Wände und Decke ihres Würfels verziert hat. Immerhin sei sie inzwischen ein Meister im Falten und Ordnung halten, gesteht sie grinsend. „Egal, was man benutzt, man muss es direkt danach wieder wegräumen – einfach, weil man den Platz braucht.“ Jede Neuanschaffung muss wohlüberlegt sein. „Gerade am Anfang musste ich viel aussortieren – aber so wird man Ballast los.“ Der Suffizienzgedanke in CUBITY bezieht sich aber nicht nur auf die Fläche, sondern auch auf den Energieverbrauch. Zwar können Bewohner die Temperatur in ihren Kuben individuell einstellen, Teilbereiche der Halle bleiben im Winter dagegen durchaus kühl. „Dann zieh ich einfach einen dicken Pulli an“, sagt Klara Johanna Toews nüchtern.

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