Ein richtiges Sprungbrett - 3

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    © Daniel Chassein
    Hochschule Geisenheim University Ein richtiges Sprungbrett

    Getränketechnologie an der Hochschule Geisenheim

    Im Hörsaal des GTZ stehen Kirschkuchen und Kaffee auf Tisch, daneben liegen Praktikumsunterlagen und Teile einer Saftpresse. Hier arbeiten Jonas Burkhardt, Alexander Reisinger und Christian Immel an der Präsentation, die sie am Ende der Praktikumswoche abgeben müssen. Bewerten wird Michael Ludwig dann nicht das Ergebnis, sondern schaut, ob die Studierenden die Prozesse verstanden haben und wie sie bei der Herstellung vorgegangen sind. Er macht in seiner Vorlesung zu den verschiedenen Pressmethoden auch keinen Hehl aus den unschönen Momenten der Saftherstellung. “Ihr müsst dann da rein und ihr stinkt wie Harry”, prophezeit er, wenn ein Teil einer Presse ersetzt oder gesäubert werden muss und erklärt auch gleich, wie sich das verhindern lässt.
    Zeitgleich herrscht im Technikum aufgrund der Wärme der Nachmittagssonne und der durch die Konzentratanlage verursachten Luftfeuchtigkeit tropische Begebenheiten. Hier steht Nathanael Dürr, stellt eine Flasche nach der anderen in den Abfüller, nimmt sie heraus, presst einen Kronkorken darauf. Am Ende des Tages wird er das circa 600 Mal gemacht haben. In den Flaschen ist ein Birnen-Cider, den er für seine Bachelor-Thesis entwickelt und selbst hergestellt hat.

    Nathanael Dürr kommt aus dem Nordschwarzwald, der elterliche Fruchtsaftbetrieb stellt Birnensaft her. “Ich habe mir überlegt, dass es schade wäre, die Bäume nicht zu erhalten und mich deshalb informiert, was man aus Birnen noch machen kann”. Für seinen Thesis-Cider hat er 18 Fässer angesetzt, manche gären langsam, andere schnell. “Je länger die Gärung bei niedrigen Temperaturen, desto mehr frische Aromen und desto mehr Birnengeschmack kann man mitnehmen”. Seine Idee, Birnen-Cider herzustellen, wurde im GTZ sofort unterstützt. “Kommt man mit einer Idee zu Herrn Bach oder Herrn Sperl, dann sind die sofort dabei, einfach weil sie selbst interessiert daran sind. Das ist eine besondere Motivation und durch den Austausch fängt es an richtig Spaß zu machen.” Zum Vergnügen kommt auch der Erfolg: Absolventen dieses Studiengangs arbeiten in Südtirol, Irland und Südeuropa. “Geisenheim ist ein richtiges Sprungbrett”, sagt er. Darauf hoffen auch manche der Fruchtsaft-Praktikanten, welche die Fässer mit ihrem Konzentrat für heute einlagern und als letztes Tagesaufgabe die Geräte putzen. Vielleicht gelingt ihnen einst der große Coup wie dem berühmten Ex-Geisenheimer Dr. Julius Koch, dessen “Hohes C” 1957 hier erfunden wurde und das noch heute jedes Kind kennt.

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